„Jetzt kann ich endlich wieder Sport treiben!“
57-Jährigem werden simultan eine Bauchspeicheldrüse und eine Niere transplantiert: Jetzt will er andere Menschen zur Organspende motivieren
„Ich bin so unglaublich dankbar, dass diese verstorbene junge Frau ihre gesunden Organe gespendet und mir damit das Leben gerettet hat.“ Wenn Michael Heiden von seiner Transplantation am 1. Dezember 2022 erzählt, strahlt er immer wieder über das ganze Gesicht. Bei dem fünfstündigen Eingriff im Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg am Uniklinikum Erlangen (Sprecher: Prof. Dr. Michael Weyand) wurden dem 57-Jährigen zeitgleich die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und die Niere einer Spenderin transplantiert. Nach 35 Jahren mit gesundheitlichen Einschränkungen als Typ-1-Diabetiker und drei Jahren Bauchfelldialyse kann er jetzt wieder sportlich aktiv sein. Sein Ziel ist es, beim Corza Medical Organspendelauf, für den am 25. April 2023 in München der Startschuss fällt, die 10-Kilometer-Distanz zu bewältigen: „Ich laufe mit, um darauf aufmerksam zu machen, wie dringend Spenderorgane gebraucht werden.“ Wie in ganz Deutschland ist auch auf der Warteliste des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg der Bedarf an Spenderorganen groß: „Aktuell betreuen wir mehr als 400 Menschen, die wir bei Eurotransplant gemeldet haben und deren Leben von einer baldigen Herz-, Nieren- oder Pankreasspende abhängt“, betont Oberärztin Dr. Katharina Heller, die die Geschäftsstelle des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg am Uniklinikum Erlangen leitet. Sie wird dem erfolgreich transplantierten Michael Heiden künftig regelmäßig bei dessen Nachsorgeuntersuchungen begegnen.
Eine plötzlich auftretende Autoimmunkrankheit beendete 1987 alle Zukunftspläne des damals 21-jährigen Michael Heiden, der nach seinem Wehrdienst eigentlich eine Ausbildung bei der Polizei beginnen wollte. „Fortan war ich Typ-1-Diabetiker und musste regelmäßig Insulin spritzen. Abgesehen von der beruflichen Neuorientierung kam ich damit erst einmal gut zurecht; nicht mal enge Freunde bemerkten die Erkrankung“, erinnert sich der muntere Rheinländer, der heute in der Oberpfalz lebt.
Niereninsuffizienz und Dialyse seit 2019
Im Sommer 2019 hatte der sogenannte Diabetes Mellitus Typ 1 die Nieren von Michael Heiden so stark geschädigt, dass eine Dialysebehandlung die Funktion des Organs ersetzen musste. Er entschied sich für eine Bauchfelldialyse, ein schonendes Blutreinigungsverfahren, das von den Betroffenen aber mehrmals täglich umfangreiche Spülvorgänge erfordert. „Früher konnte ich trotz meiner Diabetes-Erkrankung noch jede Woche drei Läufe zwischen 10 und 20 Kilometern absolvieren. Mit Beginn der Dialyse war es mit meinem Sport völlig vorbei; es ging nur noch E-Bike fahren und ein bisschen Motorrad“, beschreibt er seine damalige Frustration. Um den schleichenden körperlichen Verfall aufhalten zu können und um seine Abhängigkeit von der Insulin- und der Dialysetherapie zu beenden, sah Michael Heiden seine einzige Rettung in einer kombinierten Pankreas-Nieren-Transplantation. Hinzu kam, dass der Projektmanager im Jahr 2022 aufgrund der gesundheitlichen Einschränkungen vorzeitig in Rente gehen musste. „Trotz der Insulinspritzen und Dialysespülungen habe ich lange versucht, im Job zu bleiben, aber das Prozedere ließ mir keinen Spielraum mehr für regelmäßige Arbeit“, berichtet er. Die erzwungene Untätigkeit deprimierte den lebensfrohen Mann zunehmend. „Ich hatte überhaupt keine Lebensqualität mehr.“
Am Start für den Organspendelauf 2023
Seit der Pankreas-Nieren-Transplantation ist Michael Heiden insulin- und dialysefrei und besucht ein Vierteljahr nach dem erfolgreichen Eingriff wieder regelmäßig ein Fitnessstudio: „Dreimal wöchentlich trainiere ich Kraft und Ausdauer. Neulich habe ich zum ersten Mal wieder fünf Kilometer auf dem Laufband geschafft“, teilt er froh mit. Sobald es das Wetter zulässt, will er draußen trainieren. „Mein Ziel für die Teilnahme am virtuellen Organspendelauf ist die 10-Kilometer-Distanz“, lacht Michael Heiden, der seiner Organspenderin seit der Transplantation täglich in Gedanken ein leises „Danke“ schickt. „Während meines Aufenthalts im Uniklinikum Erlangen bin ich mehreren Menschen begegnet, die dringend ein Spenderorgan brauchen. Es gibt so viele verzweifelte Wartende und viel zu wenig Spenderorgane. Um auf dieses Ungleichgewicht aufmerksam zu machen, gehe ich beim Organspendelauf an den Start“, betont er.
Über den Corza Medical Organspendelauf 2023
Zusammen mit den fünf anderen bayerischen Universitätsklinika ist das Uniklinikum Erlangen Teil der Initiative „UNIty Bayern – Bayerische Uniklinika pro Organspende“ und unterstützt damit aktiv den diesjährigen Organspendelauf, der am 25. April 2023 in München startet bzw. in der virtuellen Variante vom 25. bis 30. April 2023 zur Teilnahme einlädt. Anmeldung und weitere Informationen auf der Website www.organspendelauf.de
Weitere Informationen:
Dr. Katharina Heller
09131 85-36025
tx-geschaeftsstelle(at)uk-erlangen.de