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Große Präzision für kleine Patienten

Große Präzision für kleine Patienten

Erlanger Kinderurologie setzt Da-Vinci-Operationssystem erfolgreich bei Kindern ein

Gewebeschonend, weniger Schmerzen, schnellere Genesung, kleinere Narben – die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie mithilfe des Da-Vinci-Operationssystems liegen auf der Hand. Doch während dieses OP-Verfahren bei Erwachsenen schon seit einigen Jahren angewendet wird, kommt es in Deutschland bei Kindern bisher kaum zum Einsatz. „Dabei profitieren Kinder genauso von den Vorteilen der Da-Vinci-Operationen wie Erwachsene – wenn nicht sogar mehr“, weiß Dr. Karin Hirsch-Koch, Leiterin der Abteilung für Kinderurologie in der Urologischen und Kinderurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) des Uniklinikums Erlangen. Über 80 Kinder hat die Erlanger Expertin seit März 2023 mithilfe des sogenannten OP-Roboters erfolgreich operiert. „Das Jüngste war sieben Monate alt und das Kleinste wog nur acht Kilogramm“, sagt Dr. Hirsch-Koch. „Alle haben sich von ihren Eingriffen deutlich schneller wieder erholt als Kinder, die mit den bislang üblichen Methoden operiert wurden.“

Karin Hirsch-Koch und ihr Team setzen das Da-Vinci-Operationssystem beispielsweise bei der Behandlung der Refluxkrankheit ein, also wenn Urin aus der Blase zurück in den Harnleiter fließt. Auch wenn Engstellen im Bereich der Harnleiter beseitigt, Harnleiter neu eingepflanzt oder Nieren entfernt werden müssen, kommt das Verfahren zum Einsatz. Bei der Operation werden in den Bauch des Kindes – genauso wie bei einem Erwachsenen – über vier kleine Schnitte die sogenannten Trokare eingeführt, über die wiederum die Instrumente eingebracht werden. „Jeder Schnitt hat eine Länge von lediglich acht bis zehn Millimetern“, erläutert Dr. Hirsch-Koch. „Da sich der kindliche Körper noch entwickelt, verwachsen sich viele dieser Narben; manchmal sieht man sie nach einigen Monaten kaum bis gar nicht mehr.“ Neben diesem Pluspunkt sprechen auch die schnellere Genesung und somit der kürzere Krankenhausaufenthalt für das Da-Vinci-System. „Natürlich bereden wir die möglichen OP-Verfahren vorab mit den Eltern, aber bisher waren alle schnell überzeugt vom Da-Vinci-Verfahren“, berichtet Karin Hirsch-Koch. „Besonders bemerkenswert finde ich, dass die Kinder nach den Da-Vinci-OPs deutlich weniger Schmerzen haben. Ein Fünfjähriger wollte sogar wenige Stunden nach dem Eingriff raus in den Erlanger Schlossgarten und spielen!“

Wissen teilen – Erfahrungen weitergeben

Die Kinderurologie ist für ihre Expertise weit über die Hugenottenstadt hinaus bekannt: Regelmäßig vermitteln Ärztinnen und Ärzte aus ganz Deutschland schwierige Fälle ans Uniklinikum Erlangen – so auch Dr. Wilhelm Esser-Bartels aus Friedrichshafen am Bodensee. „Dieser Kollege wiederum hat viel Erfahrung mit roboterassistierter Chirurgie bei Kindern“, erläutert Karin Hirsch-Koch. „Wir sind ihm sehr dankbar, dass er uns – insbesondere in unserer Anfangszeit – angeleitet und sein Wissen mit uns geteilt hat. Dr. Esser-Bartels hat mehrmals den weiten Weg auf sich genommen, um uns vor Ort in Erlangen zu schulen.“ Auch aus der Erwachsenenurologie kam Unterstützung: Kollege PD Dr. Hendrik Apel, leitender Oberarzt der Urologie des Uniklinikums Erlangen, der seit 13 Jahren mit dem Da-Vinci-System operiert, begleitete das Team der Kinderurologie zu Beginn im OP-Saal. „Darüber hinaus haben wir an Fortbildungen im Bereich Konsolenchirurgie teilgenommen“, ergänzt Dr. Hirsch-Koch.

Kein Roboter ohne Chirurgin

„Denn der Roboter operiert niemals allein“, betont die Ärztin. „Er ist nur ein Hilfsmittel. Die vier Arme und somit die Instrumente werden immer von einer Chirurgin oder einem Chirurgen gesteuert.“ Diese Person sitzt gleich neben dem Da-Vinci-System an einer Konsole und könnte notfalls jederzeit aufstehen und offen weiteroperieren, falls Komplikationen dies erforderlich machen. Dass die Chirurgin bzw. der Chirurg sitzt und eben nicht steht, ist ein weiterer Vorteil: „Das ist ergonomisch günstiger für die Operateurin oder den Operateur und macht sich gerade bei längeren Eingriffen positiv bemerkbar“, sagt Dr. Hirsch-Koch. „Außerdem profitieren wir von einer 3D-Sicht im Inneren des Körpers und können das Operationsfeld bis zu 40-fach vergrößern. Wir sehen die Strukturen wie unter einem Mikroskop. Das ist eine riesige Hilfe und ermöglicht sehr präzises Arbeiten – was gerade bei kindlichen Körpern, in denen alles viel kleiner und feiner ist, von entscheidender Bedeutung ist.“

Weitere Informationen:

Dr. Karin Hirsch-Koch
09131 85-41977
karin.hirsch(at)uk-erlangen.de