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Bioproben und Patientendaten für die Forschung nutzbar machen

Bioproben und Patientendaten für die Forschung nutzbar machen

Projekt ABIDE_MI verknüpft zentrale Forschungsdateninfrastrukturen

Bioproben und Patientendaten aus der Routineversorgung aufbereiten, zusammenführen und gemeinsam für die Forschung nutzbar machen: Das ist das Ziel des im Mai 2021 im Rahmen der Medizininformatik-Initiative (MII) gestarteten Projekts „Aligning Biobank and DIC efficiently“ (ABIDE_MI). Für die gemeinsame Forschungsdateninfrastruktur sollen Daten von 24 Universitätsklinika, darunter das Universitätsklinikum Erlangen, mit den Informationen zu Bioproben aus den Biobanken der Kliniken verknüpft werden. Das Projekt wird eng mit der Deutschen Biobanken Allianz (GBA) und deren Geschäftsstelle (dem German Biobank Node – GBN) kooperieren.

„Unser Ziel ist, dass Informationen und Daten der Biobanken mit weiteren Daten aus der Patientenversorgung der Universitätsklinika verknüpft werden können. Damit schaffen wir eine Datenbasis für umfassende medizinische Forschungsfragen, um Krankheiten und deren Therapien besser erforschen und Patienten gezielter behandeln zu können“, erklärt Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch, CIO des Uni-Klinikums Erlangen, Leiter des Lehrstuhls für Medizinische Informatik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Projektleiter von ABIDE_MI. Das Projekt wird bis Oktober 2022 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund fünf Millionen Euro gefördert.

Zusammenlegung der Doppelstrukturen

Seit 2018 wurden bundesweit an 29 Universitätsklinika Datenintegrationszentren (DIZ) aufgebaut. Ihre Aufgabe ist es, Patientendaten aus der Routineversorgung und der Forschung klinikübergreifend und datenschutzgerecht für Forschungszwecke aufzubereiten und bereitzustellen. Diese Daten sollen im Rahmen von ABIDE_MI mit den Bioproben der jeweiligen Universitätsklinika zusammengefügt werden. In den Biobanken sind Gewebeproben oder Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel, die zur Diagnosestellung oder Therapie eines Patienten entnommen wurden, gelagert. Diese Bioproben helfen, die Ursachen einer Erkrankung früher zu erkennen oder Erkrankungen gezielt zu therapieren.

Vorteil für Medizin, Forschung und Patienten

„Mit der Zusammenarbeit der DIZ und der Biobanken schaffen wir die Voraussetzungen für die gemeinsame Nutzung verschiedener Datenbestände und können langfristige Doppelstrukturen vermeiden. Dies ist eine enorme Erleichterung für Forscherinnen und Forscher und etabliert gleichzeitig eine nachhaltige Daten- und Probenutzung“, erklärt Prof. Prokosch. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit der neuen zentralen Biobank der Erlanger Medizinfakultät (Central Biobank Erlangen – CeBE) Partner in diesem innovativen Projekt sind und damit von Anfang an eine enge Kooperation mit dem DIZ am Erlanger Universitätsklinikum sowie mit allen anderen deutschen Biobanken aufbauen können“, ergänzt Prof. Dr. Bernd Wullich, Sprecher der Erlanger Biobank und Direktor der Urologischen und Kinderurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen.

„Wir verfolgen mit ABIDE_MI einen interdisziplinären Ansatz, bei dem die Errungenschaften und Erfahrungen der Medizininformatik-Initiative und der Biobanken der German Biobank Alliance (GBA) in einer nachhaltigen Gesundheits-IT-Infrastruktur zusammengeführt werden“, erklärt Prof. Dr. Michael Hummel, Charité – Universitätsmedizin Berlin, ebenfalls Projektleiter von ABIDE_MI und Leiter des German Biobank Node (GBN), der Dachorganisation akademischer Biobanken in Deutschland.

Um die Beantragung von Forschungsprojekten für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erleichtern, soll im Rahmen von ABIDE_MI bis 2022 das zentral organisierte Deutsche Forschungsportal für Gesundheit in Betrieb gehen. Forschende können dort Anträge für Projekte einreichen und Daten und Bioproben für medizinische Forschungszwecke über eine zentrale Stelle beantragen. Außerdem können Forscherinnen und Forscher dort abfragen, welche Daten an den universitätsmedizinischen Standorten der MII für die Forschung zur Verfügung stehen.

„Für die Zukunft streben wir an, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Kliniken einen einzigen Anlaufpunkt in Form eines Abfrage- und Analyseportals haben, das Patientenkohorten und entsprechende Bioproben identifiziert, die für ein bestimmtes Forschungsprojekt geeignet sind. Es sollen nicht nur die Daten eines Klinikums, sondern die Datenbestände über alle an der MII beteiligten Universitätsklinika hinweg in Echtzeit abfragbar werden“, erläutert Sebastian C. Semler, TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V., Leiter der MII-Koordinationsstelle.

Zudem sorgt die gemeinsame Plattform für mehr Transparenz. Auch Patientinnen und Patienten können sich jederzeit über beantragte und laufende Forschungsvorhaben informieren, die im Rahmen der MII durchgeführt werden.

Quelle: uni | mediendienst | aktuell Nr. 43/2021

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch
Telefon: 09131 85-36700
E-Mail: hans-ulrich.prokosch(at)fau.de